Mit einigen Äußerungen über die Arbeit von Gewerkschaften verstieß Amazon-CEO Andy Jassy gegen geltendes Arbeitsrecht.

Amazon-Chef Andy Jassy
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Immer wieder geraten große Tech-Unternehmen und Gewerkschaften aneinander. Auch der Online-Riese Amazon bildet da keine Ausnahmen: In der Vergangenheit, insbesondere im Jahr 2022, hatte sich Konzernchef und Bezos-Nachfolger Andy Jassy beispielsweise mehrfach gewerkschaftsfeindlich geäußert – auch Drohungen klangen dabei an. 

Die Kritik fiel in eine Zeit, in der gewerkschaftliche Bestrebungen in den Logistikzentren und unter den Lieferteams von Amazon einen Aufschwung erlebten, weshalb sich der Konzernchef offenbar verstärkt mit dem Thema beschäftigte.

Rechtens waren einige seiner Aussagen dabei nicht – sie verstießen zum Teil gegen Bundesarbeitsrecht, befand nun ein Richter der US-amerikanischen Behörde NLRB (National Labor Relations Board). Diese ist gezielt auf Arbeitsbeziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern spezialisiert.

Jassy: Arbeit wird durch Gewerkschaften langsamer und bürokratischer

So verwies Jassy in einem Statement gegenüber CNBC im Jahr 2022 beispielsweise auf potenziell negative Auswirkungen von Gewerkschaften: Demnach würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schließlich weniger Macht haben, wenn sie für eine Gewerkschaft stimmen. Auch die Arbeit selbst würde durch gewerkschaftliche Einflussnahme verschlechtert, indem Prozesse etwa „viel langsamer“ vonstattengehen und darüber hinaus „bürokratischer“ werden würden. 

In analoger Weise äußerte sich Jassy im gleichen Jahr auch auf der DealBook-Konferenz, wo er laut CNBC sagte, dass Arbeitsplätze ohne Gewerkschaften eben nicht „bürokratisch und nicht langsam“ seien.

Darüber hinaus zeichnete Jassy ein ähnlich negatives Bild über die Möglichkeiten, Strukturen innerhalb des Unternehmens zu verbessern, wenn es einen gewerkschaftlichen Einfluss gebe. „Wenn Sie etwas sehen, von dem Sie glauben, dass es für Ihr Team oder Sie oder Ihre Kunden besser sein könnte, können Sie nicht einfach zu Ihrem Vorgesetzten gehen und sagen: ,Lassen Sie uns das ändern‘“, wird er von CNBC aus einem Bloomberg-Interview zitiert. 

 

Jassys Aussagen waren nicht rechtens

Als Reaktion auf die diversen Aussagen des amtierenden Amazon-Chefs reichte das National Labor Relations Board im Herbst 2022 schließlich Beschwerde gegen Andy Jassy sowie den Konzern ein. In der vergangenen Woche fiel nun das Urteil, in dem die Unrechtmäßigkeit der Kommentare festgestellt wurde.

Einige allgemeine Einschätzungen Jassys wurden dabei nicht beanstandet. So hatte er beispielsweise gesagt, dass die Organisation einer Gewerkschaft die Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmenden verändern würde. Gegen arbeitsrechtliche Vorschriften verstießen allerdings jene Kommentare, nach denen die Angestellten ohne eine gewerkschaftliche Instanz „besser gestellt“ seien. Solche Anmerkungen seien laut dem zuständigen Richter unrechtmäßig, „weil sie über die bloße Kommentierung des Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnisses hinausgingen“, heißt es weiter.

Im Rahmen des Urteils wurde Amazon dazu aufgefordert, künftig keine ähnlichen Äußerungen mehr zu tätigen. Darüber hinaus müsse der Konzern seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Anordnung informieren.

Amazon kritisiert vermeintlich fehlende Meinungsfreiheit

Amazon selbst zeigte sich mit der Einschätzung des Gerichts nicht zufrieden und ließ über eine Sprecherin verlauten, dass die Entscheidung „ein schlechtes Licht auf den Stand der Meinungsfreiheit in der heutigen Zeit“ werfe. Man wolle „optimistisch“ bleiben, dass auch künftig Diskussionen zum Thema möglich seien, bei denen „alle Perspektiven die Möglichkeit haben, gehört zu werden“.

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Geschrieben von Tina Plewinski




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