Die EU rückt Amazons Übernahme des Roomba-Anbieters iRobot in den Fokus.

Roomba-Staubsauger der Firma iRobot
JCDH / Shutterstock.com

Bereits in den vergangenen Monaten gab es Berichte, nach denen die Europäische Kommission die Übernahme des Staubsaugerspezialisten iRobot durch Amazon wohl nicht einfach durchwinken wird. Nun gibt es Gewissheit: Die Behörde hat in einer offiziellen Mitteilung bestätigt, sich den Zukauf genau anzuschauen. Eine eingehende Prüfung nach der EU-Fusionskontrollverordnung sei entsprechend eingeleitet worden.

Amazon als Marktplatz-Betreiber, Händler und Hersteller

„Die Kommission befürchtet, dass Amazon durch die Übernahme in der Lage wäre, den Wettbewerb auf dem Markt für Saugroboter zu beschränken und seine Stellung als Online-Marktplatz-Anbieter zu stärken“, heißt es dazu. 

Insbesondere der Fakt, dass Amazon in unterschiedlichen Rollen auf dem Markt agiert, spielt bei der Prüfung eine Rolle. Denn während Amazon Dritthändler:innen mit seinem Online-Marktplatz einen beliebten und reichweitenstarken Vertriebskanal bietet, steht der Konzern als Hersteller und Händler selbst mit diesen externen Anbieter:innen in direkter Konkurrenz. 

Das gilt speziell auch für das Artikelsegment der Saugroboter: Hier stuft die Kommission Amazons Marketplace als besonders wichtigen Absatzkanal in diversen Mitgliedstaaten der EU ein. 

Der Handel für Dritthändler:innen könnte spürbar erschwert werden

„Amazon könnte in die Lage versetzt werden und den Anreiz haben, die Wettbewerber von iRobot vom Markt auszuschließen, indem es sie daran hindert, Saugroboter auf dem Online-Marktplatz von Amazon zu verkaufen, und/oder ihnen den Zugang zum Online-Marktplatz durch verschiedene Strategien erschwert“, kommentiert die Europäische Kommission weiter.

Konkret wäre es demnach möglich, dass Amazon Anzeigen für iRobot-Staubsauger sowohl in den organischen als auch in den bezahlten Suchergebnissen bevorzugt. Des Weiteren könnte Amazon Wettbewerber:innen des Unternehmens von bestimmten Werbedienstleistungen ausschließen und/oder die anfallenden Kosten für Konkurrent:innen auf dem Marktplatz erhöhen. „Solche Abschottungsstrategien könnten den Wettbewerb auf dem Markt für die Herstellung und Lieferung von Saugrobotern einschränken und würden zu höheren Preisen, geringerer Qualität und weniger Innovation für die Verbraucher führen.“

 

Denkbar wären darüber hinaus auch Strategien auf technischer Ebene, die den Vertrieb für externe Anbieter:innen erschweren würden. Die EU verweist hier etwa auch fehlende Schnittstellen zur Alexa-Software oder eine erschwerte Alexa-Zertifizierung. Die Sammlung und Verarbeitung sensibler iRobot-Nutzerdaten könnte Amazon überdies einen weiteren entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Laut Amazon profitieren Verbraucher:innen von der Übernahme

Nach eigenen Angaben wird die EU-Kommission die iRobot-Übernahme sowie potenzielle Auswirkungen auf den Markt nun eingehend prüfen und dabei auch eng mit anderen Behörden zusammenarbeiten. Ziel dabei ist es, herauszufinden, ob sich die Bedenken auf Wettbewerbsebene bestätigen oder nicht. Als anstehende Frist gilt der 15. November, bis zu dem die Europäische Kommission einen entsprechenden Beschluss erlassen muss.

Einen besonderen Marktvorteil, der sich vermeintlich durch eine Übernahme des Roomba-Produzenten iRobot ergebe, hatte Amazon in der Vergangenheit zurückgewiesen. Vielmehr würden Kundinnen und Kunden von dem Zukauf profitieren. Der Konzern hatte in diesem Rahmen auch kommentiert, dass man mit den zuständigen Aufsichtsbehörden kooperiere.

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Geschrieben von Tina Plewinski




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