Die Supermärkte ohne Kassen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Amazon denkt nun um.

Amazon-Shop: Kassenloses Konzept soll zurückgefahren werden
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Supermärkte ohne Kassen und langes Anstehen – dieses Konzept präsentierte Amazon vor einigen Jahren der Öffentlichkeit. Es sollte den tradierten stationären Handel revolutionieren und ein stressfreies Einkaufserlebnis schaffen. Doch das Konzept scheint gescheitert: Es soll Berichten zufolge abgebaut werden.

So sollte die Amazon-Technologie funktionieren

Die Idee der „Just-Walk-Out-Technologie“ basiert auf dem Zusammenspiel komplexer Systeme: Kameras und Sensoren sollen die Bewegungen der Kundinnen und Kunden im Laden genau nachverfolgen und automatisch registrieren, welche Produkte sie aus den Regalen mitnehmen. Am Ende kann der Shop einfach verlassen werden, weil das System den Kaufpreis automatisch vom individuellen Konto der Käuferinnen und Käufer abbucht. Möglich wird dies, weil sich die Kundschaft beim Betreten registriert hat.

Zu viel menschliche Hilfe sei vonnöten gewesen

Obwohl Amazon die Technologie in den vergangenen Jahren in verschiedenen Läden integrierte und die Erfolgshoffnungen groß gewesen sein dürften, hat sie aktuellen Berichten zufolge nicht so reibungslos funktioniert, wie sie sollte: Weil die eingesetzte künstliche Intelligenz im Praxisalltag wohl nicht ausreichte, sollen zusätzlich mehr als 1.000 Menschen in Indien angestellt worden sein, um Aufnahmen aus den stationären Filialen zu prüfen und die entsprechenden Einkäufe per Hand zu bearbeiten. 

Eigentlich sollte es dem Konzept zufolge keine menschlichen Kassierer geben – diese wurden vor Ort auch nicht eingesetzt. Hinter den Kulissen sollen Menschen in dieser Funktion allerdings aktiv gewesen sein, berichtet n-tv und beruft sich dabei auf das amerikanische Wirtschaftsmagazin The Information. In den vergangenen Jahren sei dem System nachgesagt worden, dass es insbesondere Schwierigkeiten mit größeren Kundenzahlen gehabt habe.

Allein im Jahr 2022 seien auf die beschriebene Weise etwa 700 von 1.000 Einkäufen kontrolliert worden, wobei das selbstgesteckte Ziel bei nur 50 von 1.000 Einkäufen gelegen haben soll. Amazon selbst habe die kursierenden Zahlen demnach zurückgewiesen und sprach lediglich von einer „kleinen Minderheit“ an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die eine Validierung der Einkäufe durchgeführt hätten, heißt es weiter. 

Amazon schwenkt um und fokussiert smarte Einkaufswagen

In einigen kleinen, hauseigenen Supermärkten, die unter dem Label „Amazon Go“ betrieben werden, will der Konzern die Technologie weiterhin einsetzen. Gleiches gilt für kleinere „Amazon Fresh“-Filialen in Großbritannien, bestätigte eine Unternehmenssprecherin gegenüber der dpa. Allerdings liegt der breite Fokus künftig wohl auf einer anderen Technologie: nämlich auf digitalen Einkaufswagen, den sogenannten Dash Carts.

Die Einkaufswagen sind mit smarter Technologie ausgestattet: Mithilfe integrierter Strichcodescanner können Kundinnen und Kunden die Produkte vor dem Hineinlegen einscannen. Auf einem Display erhalten sie so den genauen Überblick über alle mitgenommenen Artikel und die entsprechenden Preise sowie den Gesamtwert. Selbstbedienungskassen sind dann nicht mehr nötig, da diese Funktion von den Warenkörben selbst übernommen wird.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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Geschrieben von Tina Plewinski




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